Hydraulischer Abgleich: So können Sie ihn selber machen

Sie können den hydraulischen Abgleich selber machen, wenn Sie u. a. die Heizlast und die Leistung Ihrer Heizkörper kennen. In der Regel kümmert sich ein Heizungsinstallateur um die Optimierung und korrekte Einstellung der Heizung, aber mit unserer Anleitung erfahren Sie, wie Sie die einzelnen Komponenten berechnen und worauf Sie achten müssen.

Inhaltsverzeichnis

Neubau vs. Bestandsbau

Während in Neubauten der hydraulische Abgleich gemäß VOB/C DIN 18380 über das Rohrnetz erfolgt und auf Grundlage des notwendigen Bedarfs berechnet wird, ist dieser Vorgang bei Bestandsbauten etwas schwieriger. Oft fehlen Unterlagen oder Schemata sind nicht vorhanden. In diesem Fall wäre eine fachgerechte Durchführung sehr aufwendig und kostspielig, wie unser Preisvergleich Hydraulischer Abgleich Kosten zeigt. Wer mathematische und physikalische Kenntnisse besitzt, kann den hydraulischen Abgleich daher auch selbst durchführen.

Hydraulischen Abgleich selber machen

Um Ihre Heizung optimal einzustellen, ist es vor Durchführung des hydraulischen Abgleichs wichtig, sowohl die benötigte als auch die mögliche Heizlast zu kennen. Ermitteln Sie hierfür den spezifischen Wärmebedarf (Q spez.) für jeden einzelnen Raum, der beheizt werden soll. In Eckräumen oder Räumen mit einer großen Fensterfläche ist dieser in der Regel größer als in kleinen Räumen oder lediglich einer Außenwand.

  • Berechnen Sie dann die spezifische Raumheizlast. Diese setzt sich aus dem Produkt der beheizten Fläche des Raumes (Ai) und dem spezifischen Wärmebedarf (Qspez.) zusammen.
  • Erfassen Sie die Heizflächen aller Räume. Dafür sind folgende Daten notwendig: Maße der Heizkörper (Höhe, Länge, Tiefe), Heizkörpertyp sowie Ventiltyp.
  • Ermitteln Sie die Systemtemperaturen der Heizungsanlage bei Volllast ermitteln. Im Normalfall liegt diese bei Warmwasserheizungssystemen bei 80/60 °C, 70/50 °C oder 55/45 °C.
  • Berechnen Sie nun die Leistung der Heizkörper, indem Sie die installierte Heizleistung mit der Raumheizlast vergleichen. Ist diese höher oder niedriger als die installierte Leistung, sollten Sie die Vorlauftemperatur im Rahmen des hydraulischen Abgleichs anpassen.
Hydraulischen-Abgleich-selber-machen
Ermitteln Sie im Rahmen des hydraulischen Abgleichs, was Ihre Heizung leisten kann und welche Leistung nötig ist.
  • Ermitteln Sie anschließend den Volumenstrom (V) aller Heizkörper. Hierfür brauchen Sie die Heizkörperleistung (Q), die Wasserdichte (p), die spezifische Wärmekapazität von Wasser (c) sowie die Temperaturdifferenz. Die Formel zur Berechnung des Volumenstroms lautet wie folgt: Volumenstrom Formel
  • Mit dem berechneten Volumenstrom und dem festgelegtem Differenzdruck können Sie nun die Voreinstellwerte der Ventile bestimmen. Dies geschieht über Auslegungsdiagramme der jeweiligen Hersteller. Der Auslegungsdifferenzdruck des Heizkörperventils sollte 50–100 mbar betragen.
  • Berechnen Sie die Höhe der Förderung sowie des Förderstroms der Heizungspumpe.

    • Die Förderhöhe ist die Leistung, die eine Pumpe erbringen kann, bezogen auf Gewicht und Flüssigkeit. Diese wird in „Meter Wassersäule“ angegeben und bezeichnet im Grunde den Druck der Heizpumpe.
    • Um den Förderstrom zu errechnen, addieren Sie einfach die berechneten Volumenströme der Heizkörper.
Hydraulischer Abgleich Heizung selber machen
Die Maße der Heizkörper sind relevant für einen korrekten hydraulischen Abgleich.

Dokumentation

Dokumentieren Sie den hydraulischen Abgleich im Anschluss, um später einen schnellen Überblick zu erhalten oder gegebenenfalls Änderungen vornehmen zu können. Notieren Sie hierfür am besten die jeweiligen Heizkörper mit Nummer, Raum, Strang, Raumheizlast, Heizkörperleistung, Volumenstrom und Voreinstellung.

Warum lohnt sich der hydraulische Abgleich?

Ein hydraulischer Abgleich sorgt dafür, dass das Heizungssystem jedem Heizkörper in einem Gebäude exakt die Menge an Wasser und Wärme zur Verfügung stellt, die er benötigt. Das hat eine effektivere Arbeitsweise der Heizungsanlage zur Folge, was sich an der Stromrechnung bemerkbar macht.

Differenzdruckregler in größeren Gebäuden

Bei größeren Gebäuden empfiehlt sich im Rahmen eines korrekt durchgeführten hydraulischen Abgleichs der Einsatz von sogenannten Differenzdruckreglern, die für einen konstanten Differenzdruck am Thermostatventil sorgen. Darüber hinaus schützen diese auch vor Geräuschen im Netz der Heizung. Bis zu einem Druckverlust von 150 mbar kann das Ventil geräuscharm arbeiten, daher sollte der maximale Differenzdruck von 150 mbar nicht überschritten werden. Der strangweise Einsatz von Differenzdruckreglern ist daher ab einer Pumpenförderhöhe von 1,5 mWS (= 150 mbar) erforderlich.

Aufgrund der komplizierten und zeitintensiven Vorgehensweise ist es für die meisten Hausbesitzer jedoch ratsam, einen Experten hinzuzuziehen. Heizungsinstallateure nehmen regelmäßig hydraulische Abgleiche vor und wissen, wie die oben aufgeführten Werte korrekt zu ermitteln sind. Für den Fall, dass Sie eine Förderung der KfW beantragen möchten, muss der hydraulische Abgleich ohnehin durch einen TGA-Fachplaner erfolgen. Bis zu 50 % der Kosten (maximal jedoch 4 000 €) werden gefördert, sofern der Planer in der Liste der Energieeffizienz-Experten aufgeführt ist.

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